
Das beste Souvenir einer Deutschlandreise ist kein Gegenstand, den Sie kaufen, sondern ein Gefühl, das Sie erschaffen: der „Werkstolz“.
- Ein Handwerks-Workshop ist eine schöpferische Reise, die Sie tiefer mit der deutschen Kultur verbindet als jedes Museum.
- Das selbstgemachte Stück wird zu einem Anker für Ihre Erinnerungen – eine greifbare Geschichte Ihrer Erlebnisse.
Empfehlung: Tauschen Sie passiven Konsum gegen aktives Gestalten. Suchen Sie sich einen Kurs, der Sie persönlich anspricht, und entdecken Sie die Freude am Schaffen mit den eigenen Händen.
Stellen Sie sich vor, Sie kehren von einer Reise zurück. Ihre Koffer sind gefüllt mit Fotos und vielleicht dem einen oder anderen gekauften Andenken. Doch nach einigen Wochen verblassen die Eindrücke, und die Souvenirs verstauben im Regal. Sie erinnern sich an das, was Sie gesehen haben, aber haben Sie auch etwas wirklich *gefühlt*? In Deutschland, einem Land mit einer tief verwurzelten Handwerkstradition, wartet eine tiefere, persönlichere Art des Reisens auf Sie. Es geht nicht darum, eine weitere Kuckucksuhr oder einen Bierkrug zu kaufen. Es geht darum, die eigenen Hände in Ton zu tauchen, das Glühen von geschmolzenem Glas zu spüren oder den Geruch von frisch bearbeitetem Holz einzuatmen.
Viele Reisende suchen nach Authentizität, landen aber oft nur in der nächsten Touristenfalle. Sie bewundern die Handwerkskunst in den Auslagen, doch die Verbindung zum Schaffensprozess, zur Geschichte und zur Seele des Objekts bleibt ihnen verwehrt. Doch was wäre, wenn die wahre Essenz Ihrer Reise nicht im Betrachten, sondern im Tun liegt? Was, wenn das wertvollste Souvenir nicht das ist, das Sie kaufen, sondern das, das Sie mit Ihren eigenen Händen und Ihrem eigenen Herzen erschaffen? Diese schöpferische Reise ist ein bewusster Gegenentwurf zum reinen Konsum und öffnet eine Tür zu einer ganz neuen Ebene des Erlebens.
Dieser Artikel ist Ihr Wegweiser in die Welt des deutschen Handwerks. Er zeigt Ihnen nicht nur, wo Sie die letzten Meister ihres Fachs finden, sondern lädt Sie ein, selbst zum Teil dieser Tradition zu werden. Sie werden entdecken, wie Sie den perfekten Workshop für sich finden, warum ein selbstgemachtes Stück eine unbezahlbare Erinnerung ist und wie dieses „unsichtbare Erbe“ die deutsche Mentalität bis heute prägt. Machen Sie sich bereit, Ihre Hände schmutzig zu machen und das beste Souvenir von allen mit nach Hause zu nehmen: das stolze Gefühl, etwas Einzigartiges geschaffen zu haben.
Der folgende Leitfaden führt Sie durch die faszinierende Welt des deutschen Handwerks und zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Reise in ein unvergessliches, kreatives Abenteuer verwandeln können. Entdecken Sie die verschiedenen Facetten, von historischen Techniken bis hin zu modernen Interpretationen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum handgemachten Reiseerlebnis
- Die letzten ihrer Art: Wo Sie in Deutschland noch traditionelles Handwerk finden
- Handwerkskunst live erleben: In diesen Werkstätten können Sie zusehen und mitmachen
- Vom Töpferkurs bis zum Schmiedeworkshop: So finden Sie den richtigen Handwerkskurs für sich
- Handgemacht und einzigartig: Auf diesen Märkten finden Sie die schönsten Produkte deutscher Handwerker
- Ein handgemachtes Souvenir: Warum ein selbstgemachtes Stück die beste Erinnerung an Ihre Reise ist
- Holzbalkone und Fassadenmalerei: Die Geheimnisse der traditionellen Alpen-Architektur
- Jenseits von Lederhosen und Dirndl: Die Wahrheit über deutsche Trachten und ihre modernen Interpretationen
- Das unsichtbare Erbe: Wie die deutsche Geschichte den Alltag und die Mentalität bis heute formt
Die letzten ihrer Art: Wo Sie in Deutschland noch traditionelles Handwerk finden
Entgegen der landläufigen Meinung ist traditionelles Handwerk in Deutschland keine verstaubte Museumskunst. Es ist ein lebendiges, atmendes Erbe, das oft im Verborgenen blüht. Abseits der großen Touristenströme finden sich Werkstätten, in denen Techniken über Generationen weitergegeben wurden. Von der Glasbläserei im Thüringer Wald über die Messerschmieden in Solingen bis hin zu den Reetdachdeckern an der Nordseeküste – diese Orte sind die wahren kulturellen Schatzkammern des Landes. Die Vielfalt ist beeindruckend: Laut der Deutschen UNESCO-Kommission umfasst das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes bereits 168 Einträge, die von alten Handwerkstechniken bis hin zu Bräuchen reichen.
Dieses Erbe ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern erlebt eine bemerkenswerte Renaissance. Die Sehnsucht nach Greifbarem und Authentischem in einer digitalen Welt führt viele Menschen zurück zu den Wurzeln. Ein wunderbares Beispiel für diese neue Faszination ist der immense Erfolg der SWR-Sendung „Handwerkskunst“. Diese Serie, die ohne effekthascherische Musik oder schnelle Schnitte auskommt, zeigt den puren Prozess der Herstellung – und fesselt damit ein Millionenpublikum. Ein Video über das Brotbacken erreichte fast 6 Millionen Klicks. Es zeigt, dass der Wunsch, den „Werkstolz“ der Meister zu sehen und zu verstehen, tief in uns verankert ist.

Diese Orte des Schaffens sind oft entlang spezieller „Handwerksrouten“ organisiert, die Reisende zu den Werkstätten führen. Sie bieten die einzigartige Chance, nicht nur Produkte zu sehen, sondern den Meistern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Es ist der Unterschied zwischen dem Betrachten eines Gemäldes und dem Gespräch mit dem Künstler. Hier wird Kultur nicht nur ausgestellt, sondern gelebt. Sie finden hier ein spürbares Erbe, das darauf wartet, von Ihnen entdeckt zu werden.
Handwerkskunst live erleben: In diesen Werkstätten können Sie zusehen und mitmachen
Das wahre Geheimnis des Handwerks offenbart sich nicht im Betrachten, sondern im Tun. Viele Meister in Deutschland haben das erkannt und öffnen die Türen ihrer Werkstätten nicht nur zum Zuschauen, sondern auch zum Mitmachen. Dies ist Ihre Einladung, die Rolle des passiven Beobachters abzulegen und selbst zum Schöpfer zu werden. Es ist der Moment, in dem aus einem touristischen Besuch eine persönliche, transformative Erfahrung wird – eine echte Hand-Herz-Verbindung. Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie das Handwerk selbst und bieten für jeden Geschmack und jedes Talent den passenden Einstieg.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen nicht nur vor einer Vitrine mit Keramik, sondern sitzen selbst an der Töpferscheibe und spüren, wie der kühle, feuchte Ton unter Ihren Händen Form annimmt. Oder Sie halten zum ersten Mal einen Schmiedehammer in der Hand und lernen, glühendes Eisen auf dem Amboss zu zähmen. Diese Erlebnisse sind intensiv, ursprünglich und schaffen eine tiefe Verbindung zum Material und zur eigenen Schöpferkraft. Die Begeisterung für diese authentischen Erfahrungen ist ansteckend, wie ein Schmied über die Resonanz auf die SWR-Sendung Handwerkskunst bemerkte: „Das kennt jeder Handwerker in Deutschland“, das Gefühl, wenn der Funke der Leidenschaft überspringt.
Die Angebote sind breit gefächert und oft auch für absolute Anfänger ohne Vorkenntnisse geeignet. Zu den beliebtesten Mitmach-Angeboten in ganz Deutschland gehören:
- Töpfern und Keramik: In über 700 Kursen, von der Küste bis zu den Alpen, können Sie unter Anleitung von lokalen Künstlern Ihre eigene Tasse oder Schale formen.
- Schmieden: Erlernen Sie die Grundtechniken am offenen Feuer und erfahren Sie die archaische Kraft dieses jahrtausendealten Handwerks.
- Goldschmieden: Fertigen Sie Ihr eigenes, ganz persönliches Schmuckstück an – einen Ring oder Anhänger aus Silber oder Messing, der eine ganz besondere Geschichte erzählt.
- Glasblasen: In historischen Werkstätten, zum Beispiel in Lauscha in Thüringen, können Sie die faszinierende Kunst des Glasblasens selbst ausprobieren.
- Textilhandwerk: Entdecken Sie traditionelle Techniken wie den Blaudruck (UNESCO-Kulturerbe) oder probieren Sie sich im Siebdruck und Nähen aus.
Vom Töpferkurs bis zum Schmiedeworkshop: So finden Sie den richtigen Handwerkskurs für sich
Die Auswahl ist groß und die Entscheidung kann überwältigend wirken. Welcher Kurs passt zu mir? Brauche ich Vorkenntnisse? Wie viel Zeit sollte ich einplanen? Die gute Nachricht ist: Der perfekte Workshop ist der, der Ihre Neugier weckt und Ihr Herz anspricht. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die Freude am Prozess. Viele Handwerkstechniken wie Töpfern, Weben oder Schmieden erleben derzeit eine Renaissance, weil Menschen genau diese unmittelbare, sinnliche Erfahrung suchen. Es geht um die Verbindung zur Vergangenheit und zu den eigenen, oft verborgenen Fähigkeiten.
Um Ihnen die Wahl zu erleichtern, haben wir einige der beliebtesten Handwerkskurse verglichen. Diese Übersicht hilft Ihnen, basierend auf Dauer, Schwierigkeit und der besonderen Eigenart des Handwerks, eine erste Orientierung zu finden. Denken Sie daran: Jede dieser Erfahrungen ist ein kleines Abenteuer.
| Handwerk | Dauer | Schwierigkeit | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| Töpfern | 2-4 Stunden | Anfänger | Therapeutische Wirkung, fördert Gelassenheit |
| Schmieden | 1-2 Tage | Mittel | Spiel mit Feuer und Eisen, jahrtausendealte Kunst |
| Goldschmieden | 3-6 Stunden | Anfänger-Fortgeschritten | Eigenes Schmuckstück als Unikat |
| Glasblasen | 2-3 Stunden | Anfänger | Faszinierende Kombination aus Feuer und Glas |
Der Schlüssel zur richtigen Wahl liegt in Ihrer persönlichen Motivation. Suchen Sie nach einer meditativen, beruhigenden Tätigkeit? Dann könnte ein Töpferkurs genau das Richtige sein. Faszinieren Sie die Urelemente Feuer und Metall und Sie scheuen keine körperliche Anstrengung? Dann wagen Sie sich an einen Schmiedekurs. Träumen Sie davon, ein einzigartiges Schmuckstück mit nach Hause zu nehmen? Ein Goldschmiedekurs macht diesen Traum wahr. Lassen Sie sich von Ihrer Intuition leiten. Der beste Kurs ist der, auf den Sie sich am meisten freuen.
Handgemacht und einzigartig: Auf diesen Märkten finden Sie die schönsten Produkte deutscher Handwerker
Nicht jeder hat die Zeit oder die Muße, selbst einen Workshop zu besuchen. Dennoch können Sie die Welt des deutschen Handwerks auf eine sehr persönliche Weise erleben: auf den zahlreichen Kunsthandwerker- und Manufakturmärkten. Diese Märkte sind das genaue Gegenteil von anonymer Massenware. Hier treffen Sie die Schöpfer persönlich, können ihre Geschichten hören und die Leidenschaft spüren, die in jedem einzelnen Stück steckt. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, ein wirklich einzigartiges und authentisches Souvenir zu finden, das eine tiefere Bedeutung hat.
Doch wie erkennt man echtes, qualitativ hochwertiges Handwerk inmitten der vielen Angebote? Es gibt einige Merkmale, die Ihnen helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es geht darum, ein geschultes Auge für Qualität und Authentizität zu entwickeln. Statt sich von glänzenden Oberflächen blenden zu lassen, lernen Sie, auf die Details zu achten, die von echter Meisterschaft zeugen. Die folgende Checkliste dient Ihnen als praktischer Leitfaden bei Ihrem nächsten Marktbesuch.
Ihre Checkliste für authentisches Handwerk: Worauf Sie achten sollten
- Kontakt zum Meister: Ist der Handwerker selbst am Stand anwesend und bereit, über seine Arbeit zu sprechen? Ein echtes Zeichen von Leidenschaft und Stolz.
- Material und Technik: Fragen Sie nach den verwendeten Materialien und den traditionellen Techniken. Ein echter Meister kann Ihnen den gesamten Entstehungsprozess erklären.
- Einsehbare Werkstatt: Bietet der Handwerker Besuche in seiner Werkstatt an? Transparenz ist ein starkes Qualitätsmerkmal.
- Regionale Siegel: Achten Sie auf regionale Gütesiegel oder Zertifizierungen, die die Herkunft und Qualität bestätigen.
- Kleine Unvollkommenheiten: Echte Handarbeit ist niemals zu 100 % perfekt. Kleine Unregelmäßigkeiten sind oft ein Zeichen von Authentizität und machen jedes Stück zu einem Unikat.
Ein Besuch auf einem solchen Markt ist mehr als nur ein Einkaufsbummel. Es ist eine Entdeckungsreise, bei der Sie nicht nur wunderschöne Objekte finden, sondern auch die Menschen dahinter kennenlernen. Es ist eine Form der Wertschätzung, die weit über den reinen Tausch von Geld gegen Ware hinausgeht. Indem Sie direkt vom Hersteller kaufen, unterstützen Sie nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern tragen auch aktiv zum Erhalt dieser wertvollen Kulturtechniken bei, was durch die Aufnahme vieler Handwerke in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes offiziell anerkannt wird.
Ein handgemachtes Souvenir: Warum ein selbstgemachtes Stück die beste Erinnerung an Ihre Reise ist
Was macht ein Souvenir wirklich wertvoll? Ist es sein materieller Wert, seine Seltenheit oder das Etikett einer berühmten Marke? Die tiefste und nachhaltigste Erinnerung entsteht nicht durch den Besitz eines Objekts, sondern durch die Geschichte, die es erzählt. Ein selbstgemachtes Stück ist kein stummer Gegenstand; es ist ein Konzentrat aus Erlebnissen, Emotionen und neu entdeckten Fähigkeiten. Es ist der physische Anker für den Moment, in dem Sie über sich hinausgewachsen sind.
Jedes Mal, wenn Ihr Blick auf die selbstgetöpferte Tasse fällt, werden Sie sich nicht nur an die Form und Farbe erinnern. Sie werden das Gefühl des Tons in Ihren Händen wieder spüren, den Geruch der Werkstatt in der Nase haben und sich an das Lachen und die konzentrierte Stille während des Kurses erinnern. Dieses Souvenir ist untrennbar mit Ihrer persönlichen schöpferischen Reise verbunden. Es ist der Beweis, dass in Ihnen ein Schöpfer steckt. Rolf Hüffer, der Sprecher der SWR-Sendung „Handwerkskunst“, hat dieses Gefühl treffend auf den Punkt gebracht:
Unsere Sendung präsentiert das, was wir Werkstolz nennen.
– Rolf Hüffer, Sprecher und Gründer der SWR-Sendung Handwerkskunst
Genau dieser Werkstolz ist das eigentliche Souvenir, das Sie mit nach Hause nehmen. Es ist das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben, das von Dauer ist. Dieses Gefühl stärkt das Selbstvertrauen und verändert die Wahrnehmung. Sie werden handgefertigte Produkte nie wieder mit denselben Augen sehen, weil Sie nun um den Aufwand, die Geduld und das Können wissen, die darin stecken. Ihr selbstgemachtes Stück ist mehr als ein Andenken – es ist ein Teil von Ihnen geworden.

Ein gekauftes Souvenir sagt: „Ich war dort.“ Ein selbstgemachtes Souvenir sagt: „Ich war ein Teil davon.“ Es ist der ultimative Ausdruck einer erlebnisorientierten Reise, ein Zeugnis Ihrer Neugier und Ihres Mutes, Neues auszuprobieren. Es ist die schönste Geschichte, die Sie von Ihrer Deutschlandreise mitbringen können – und Sie selbst sind der Autor.
Holzbalkone und Fassadenmalerei: Die Geheimnisse der traditionellen Alpen-Architektur
Das Handwerk in Deutschland ist untrennbar mit der regionalen Identität verbunden. Nirgendwo wird dies deutlicher als in der traditionellen Architektur der Alpen. Die reich verzierten Holzbalkone, die kunstvollen Schnitzereien und die farbenfrohen Fassadenmalereien, die sogenannte Lüftlmalerei, sind nicht nur schmückendes Beiwerk. Sie sind ein lebendiges Geschichtsbuch, das vom Glauben, dem Wohlstand und dem Selbstverständnis der einstigen Bewohner erzählt. Diese architektonischen Details sind angewandte Handwerkskunst par excellence und prägen das Bild ganzer Landstriche.
In Alpenregionen wie Garmisch-Partenkirchen oder dem Allgäu können Besucher tief in diese Welt eintauchen. Viele Werkstätten haben sich darauf spezialisiert, diese traditionellen Techniken nicht nur zu bewahren, sondern auch an Interessierte weiterzugeben. In speziellen Kursen zur Lüftlmalerei oder zur traditionellen Holzschnitzerei können Sie selbst Hand anlegen. Wie eine Reportage über Handwerkstourismus in Deutschland zeigt, reicht das Angebot von der Gestaltung eigener Uhren bis hin zur Bearbeitung von Holz nach überlieferten Methoden. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, die Geheimnisse zu lüften, die hinter diesen malerischen Fassaden stecken.
Die Lüftlmalerei beispielsweise ist eine besondere Form der Freskenmalerei, bei der die Farbe auf den frischen, noch feuchten Kalkputz aufgetragen wird. Dadurch verbinden sich die Pigmente unlöslich mit dem Untergrund und trotzen so über Jahrhunderte dem rauen Alpenwetter. Die Motive sind dabei so vielfältig wie die Geschichten, die sie erzählen: Biblische Szenen, Darstellungen von Zunftzeichen oder einfach nur kunstvolle Ornamente, die dem Haus einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Hier wird die Hauswand zur Leinwand und die Architektur zur Kunst.
Jenseits von Lederhosen und Dirndl: Die Wahrheit über deutsche Trachten und ihre modernen Interpretationen
Wenn man an deutsches Handwerk denkt, tauchen schnell die Klischeebilder von Lederhosen und Dirndl auf. Doch die deutsche Tracht ist weit mehr als ein folkloristisches Kostüm für Volksfeste. Sie ist ein komplexes System aus Symbolen, Traditionen und vor allem eine Leistungsschau verschiedenster hochspezialisierter Handwerksberufe. Jede Region, manchmal sogar jedes Dorf, hat ihre eigene Tracht, die Auskunft über den sozialen Status, den Familienstand und die Herkunft des Trägers gab. Hinter jedem Detail – sei es eine Stickerei, eine Silberbrosche oder ein Hut – verbirgt sich das Können eines eigenen Handwerksmeisters.
Eine Tracht ist somit ein Gesamtkunstwerk, das ohne das Zusammenspiel vieler verschiedener Handwerker gar nicht existieren könnte. Die Lederhose ist nicht einfach nur eine Hose, sondern das Meisterstück eines Säcklers, eines Spezialisten für die Lederverarbeitung. Der Stoff eines Mieders oder einer Schürze wurde oft von einem Blaudrucker veredelt, einer Technik, die heute sogar zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört. Die kunstvollen Verzierungen sind das Werk einer Stickerin, der Schmuck stammt vom Silberschmied und der berühmte Bollenhut aus dem Schwarzwald wird von einem Hutmacher gefertigt.
Diese Handwerksberufe sind die stillen Hüter der Trachtentradition. Sie zu verstehen bedeutet, das Klischee zu durchbrechen und die wahre Tiefe und den Reichtum dieser Kulturform zu erkennen. Zu den wichtigsten Handwerken hinter der Tracht gehören unter anderem:
- Säckler: Spezialist für die Verarbeitung von Leder zu Lederhosen und Taschen.
- Blaudrucker: Meister der Stoffveredelung mit jahrhundertealten Mustern.
- Stickerin: Künstlerin, die mit Nadel und Faden kunstvolle Verzierungen auf Mieder und Schürzen zaubert.
- Silberschmied: Fertigt den traditionellen Trachtenschmuck, wie Miederhaken und Broschen.
- Hutmacher: Stellt regionale Kopfbedeckungen wie den Bollenhut oder Miesbacher Scheibling her.
Das Wichtigste in Kürze
- Das wertvollste Souvenir ist nicht das Objekt, sondern die Erfahrung des Schaffens und der daraus resultierende „Werkstolz“.
- Deutschland bietet eine lebendige und zugängliche Handwerkskultur, die in Workshops und Werkstätten aktiv erlebt werden kann.
- Ein selbstgemachtes Andenken schafft eine tiefe, persönliche Verbindung zur Reise und erzählt eine einzigartige Geschichte.
Das unsichtbare Erbe: Wie die deutsche Geschichte den Alltag und die Mentalität bis heute formt
Das deutsche Handwerk ist mehr als nur eine Sammlung von Techniken und Produkten. Es ist ein „unsichtbares Erbe“, das die Mentalität, die Werte und sogar die Wirtschaftsstruktur des Landes tiefgreifend geformt hat. Begriffe wie Präzision, Qualität und Verlässlichkeit, die oft mit Deutschland assoziiert werden, haben ihre Wurzeln in der jahrhundertealten Tradition des Meisterhandwerks. Dieses Erbe steht heute vor großen Herausforderungen, aber seine Prinzipien sind lebendiger denn je.
Eine zentrale Säule dieses Systems ist der „Meisterbrief“, ein in Europa einzigartiger Qualifikationsnachweis. Er steht nicht nur für fachliche Exzellenz, sondern auch für die Fähigkeit, einen Betrieb zu führen und Lehrlinge auszubilden. Wie die Deutsche Handwerker-Akademie in einer Analyse betont, hat dieses duale Ausbildungssystem das deutsche Streben nach Perfektion und Expertise tief in der nationalen Mentalität verankert. Es ist ein System, das auf der Weitergabe von Wissen und der kontinuierlichen Verbesserung beruht – Werte, die weit über die Werkstatt hinausstrahlen und die Grundlage für den Ruf deutscher Ingenieurskunst und Produktqualität bilden.
Dieses wertvolle Erbe ist jedoch bedroht. In einer Zeit der Globalisierung und Akademisierung wird es immer schwieriger, Nachwuchs für Handwerksberufe zu finden. Laut Experten stehen in den nächsten Jahren rund 125.000 Handwerksbetriebe vor der Herausforderung, ihre Nachfolge zu regeln. Jeder Betrieb, der schließt, ist ein kleiner Verlust an kultureller Vielfalt und überliefertem Wissen. Gleichzeitig wächst, wie bereits beschrieben, die gesellschaftliche Sehnsucht nach genau diesen Werten: nach dem Greifbaren, dem Echten, dem Langlebigen. Ihr Besuch in einer Werkstatt ist daher mehr als nur eine touristische Aktivität; es ist ein Akt der Wertschätzung und eine Unterstützung für den Erhalt dieses kulturellen Rückgrats.
Der nächste Schritt Ihrer Reise beginnt nicht auf einer Karte, sondern mit einer Entscheidung: Tauschen Sie das Zuschauen gegen das Machen. Finden Sie den Workshop, der Ihr Herz anspricht, und erschaffen Sie das Souvenir, das wirklich eine Geschichte erzählt – Ihre eigene.
Häufig gestellte Fragen zum traditionellen Handwerk in Deutschland
Was verraten die Motive der Lüftlmalerei?
Biblische Szenen, Zunftzeichen und Sprüche geben Aufschluss über Geschichte, Beruf und sozialen Status der einstigen Bewohner.
Kann man Lüftlmalerei in Workshops erlernen?
Ja, in verschiedenen Alpenregionen werden Kurse angeboten, in denen Besucher diese traditionelle Fassadenmalerei unter Anleitung selbst ausprobieren können.